In unseren Wäldern sind zahlreiche Boden- und Kleindenkmäler als Relikte ehemaliger Kulturlandschaften, von vorgeschichtlichen Grabhügeln über mittelalterliche Hohlwege bis zu historischen Vermessungspunkten, erhalten. Um diese Denkmale zu bewahren, werden, z.B. im Zuge von Windparkplanungen, denkmalfachliche Untersuchungen durchgeführt. In diesem Rahmen vorgenommene Geländebegehungen führen immer wieder zur Entdeckung fast vergessener Relikte unserer Vergangenheit.
Ackerfluren
Es handelt sich dabei unter anderem um hangparallele Ackerterrassen, die an ihren Rändern manchmal Lesesteinansammlungen aufweisen. Sehr wahrscheinlich gehen sie auf mittelalterlichen Ackerbau zurück, der während der Wüstungsphasen des 14. und 15. Jahrhunderts wieder aufgegeben wurde.
Gedenksteine
Sie wurden in der Vergangenheit in Zusammenhang mit besonderen Ereignisse an Kreuzungen oder Wegrändern errichtet. Wie zum Beispiel der sogenannte Petri-Stein, der für den im Jahr 1859 von einem Holzdieb erschlagenen fürstlichen Forstwart Johann Petri aufgestellt wurde.
Grabhügel
Zahlreiche der nur noch im Wald erhaltenen Hügelgräber sind als bedeutende und mittlerweile seltener werdende Zeugnisse vor- und frühgeschichtlicher Bestattungsriten anzusehen.
Grenzsteine
Im Jahr 1756 wurden zwischen der Landgrafschaft Hessen-Kassel und den zu Kurmainz gehörenden Ämtern Neustadt sowie Amöneburg mehr als 1.000 neue Grenzsteine gesetzt. Anhand der Jahreszahl „1756“ sowie der Wappenreliefs mit Löwe bzw. Rad lassen sie sich zweifelsfrei identifizieren.
Hohlwege
Diese häufig über die Höhen führenden, zumeist unbefestigten und oft tief eingeschnittenen Wege, entstanden durch Nutzung und Erosion, vor allem im Gefälle, oder bei weichem Untergrund. Da im Umfeld bereits genutzter Wege immer wieder neue Trassen aufgesucht wurden, lassen sich häufig mehrere Wegeverläufe nebeneinander beobachten.
Landwehren
Sie dienten im Mittelalter und in der Neuzeit der Grenzsicherung von Staaten oder auch Städten. Diese, zumeist aus Wall und Graben bestehenden Anlagen, dienten im Allgemeinen der Abgrenzung und dem Schutz von Territorien und der Regulierung des Verkehrs.
Meilerplätze
Es handelt sich meistens um runde bis ovale Einebnungen, die auf die Standorte von Holzkohlemeilern zurückgehen. Besonders häufig finden Sie sich in Gebieten der mittelalterlichen bis neuzeitlichen Metallgewinnung, als deren Zulieferindustrie sie fungierten.
Steinbrüche
In diesen, meistens aus dem Mittelalter oder aus jüngerer Zeit stammenden Steinbrüchen wurden zumeist freistehende oder nahe an der Oberfläche liegende Felsen abgebaut. In manchen Fällen können an einzelnen Steinen noch Bearbeitungsspuren beobachtet werden.
Trigonometrische Punkte
Diese Steinpfeiler, als frühe Zeugnisse der Landesvermessung des 19. Jahrhunderts weisen häufig Inschriften, wie z.B. „PCT, TRIG, ORD, II“ (trigonometrischer Punkt zweiter Ordnung) auf und dienten der Kennzeichnung eines unterirdischen Vermessungspunktes.
Besuchen Sie auch unsere Website „PZP – Denkmal + Landschaft“. Dort erläutern wir, wie wir, ausgehend vom Charakter eines Vorhabens, die vom Projekt ausgehenden raumbezogenen Wirkungen und die potentiellen Auswirkungen auf das Schutzgut „Kulturelles Erbe“ prüfen. Wir beraten Entwickler, Planer und Bauherren, damit ihr Projekt denkmalverträglich umgesetzt werden kann.
Literaturhinweise:
J. Hamberg/ W. Irlinger/ G. Suhr, In Boden und Stein. Denkmäler im Wald3 (Freising 2012). Auch als Download (siehe unten).
K. Sippel/ U. Stiehl, Archäologie im Wald. Erkennen und Schützen von Bodendenkmälern (Kassel 2006) Auch als Download (siehe unten).
A. Swieder, Landschaftsarchäologie im Ostharz anhand von Laserscan-Daten. Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften, Beiheft 34, 2014, 41-52. W. Torge, Geschichte der Geodäsie in Deutschland (Berlin 2007) 175-176
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